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... Sein Spiel ist tugendhaft und
fantasievoll zugleich... Er weiß, was läuft und was geht; er
kann zitieren; er ist nicht nur auf sich selbst verwiesen, sondern kann
sich öffnen; er kann mit einer Melodie beginnen, und plötzlich
ist er in einer anderen, und der Zuhörer reibt sich verwundert die
Ohren. Kienemann ist ein glänzender Improvisator und Zitator, der
absolut souverän mit dem Material umgeht....Er ist kein Donnerer,
kein Tastenlöwe, der etwas beweisen muss; er spielt leise, bietet
Nuancen an, verführt zum Zuhören....Das war Chamber Music at
its best. Und was man außer diesem Eindruck mit nach Hause genommen
hat? Es gibt wirklich keine E- und U- Musik. Es gibt nur gute und schlechte
Musik.... ... Traumwandlerisch sicher bewältigte
er schwierigste Rhythmuswechsel ebenso wie atemberaubend rasante Läufe
und Phrasierungen. Vor allem das voluminöse Spiel in der Mittellage
erinnerte dabei an die Glanzzeiten eines Oskar Peterson. Aber auch viele
Einflüsse anderer großer Pianisten fanden sich in seiner doch
ganz eigenständigen Vorstellung. Ein furioses Spiel .... ....Joe Kienemann hat eine wirklich
beeindruckende musikalische Reife erlangt. Er ist ein Zehn-Finger-Pianist,
der nur gelegentlich die typischen Single Notes des Bebop einsetzt und
immer wieder durch seine flüssigen Läufe, abwechslungsreiche
Harmonien und unverbrauchte Ideen begeistert.... ... Seine erdigen und stets swingenden
Improvisationen prägten auch die weiteren Stücke, deren musikalischen
Entstehungszusammenhang Kienemann den Zuhörern jeweils mit unterhaltsamen
Ansagen nahebrachte.... ... Jenseits von gut und besser, über
jede Kritik erhaben, schließlich Joe Kienemann, der einem Zaubermeister
gleich einen wahren Hexentanz auf seinem Klavier vollführt und magisch
den ohnehin siedenden, gefüllten Turnierplatz zum Überkochen
und somit zum Auslaufen bringt.... |